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Man driftet immer weiter ab, in eine andere Dimension, je nachdem mit welcher Hingabe man "The Lesson Betrayed" beiwohnt. Man findet sich plötzlich an einem Ort wieder, wo weiche Pianoklänge dem Hörer Stufe um Stufe unter die Füsse schieben. Schritt für Schritt nimmt das anfangs formlose Gebilde Gestalt an. Flächige Keyboardstränge kreieren ein schwer durchschaubares Gewirr, das sich mehrmals verknotet und unwiederbringlich in sich verwebt. Was sonst als normal erachtet wird, ist hier nicht von Belang. Wunderschöne Melodien und kritische Gedankengänge stehen hier nicht in abstraktem Verhältnis zueinander, abgehackte Staccato-Riffs fügen sich seltsam harmonisch in das Klanggewebe ein. Verspielt und abrupt zugleich, Klargesänge und gelegentliche Growls verleihen den konfusen Arrangements eine seltsame Ästhetik. Zarte, anmutige Melodien treffen auf monotone Härte, Laut trifft auf Leise, mal legt man cholerische Züge an den Tag und im nächsten Moment agiert man schon wieder in umgänglicherem Tempo. Doch trotz dieses kontrastierenden Schwarz-, Weiss-Denkens sind Edenshade fast immer im Stande, so wieder interessante Rhythmen erzeugen, die eine überaus anziehende Dynamik besitzen.
Kernige und satt klingende Gitarren, die sich mit dem schlichten aber bestimmten Drumming ergänzen, wollen vordergründig so gar nicht zu den poppigen Keyboardsounds passen. Bindeglied zwischen beiden Parteien ist wiederum der Gesang, welcher so manch verwirrende Kombination in ein homogenes Gesamtbild verwandelt. Wobei die ein oder andere Keyboard-Einlage oder auch ein Gitarrensolo übertrieben virtuos ausgelegt ist und so schnell mal in Selbstdarstellerei endet. Auch verrennen sich Edenshade zuweilen, indem sie sich durch überprogressive oder sperrige Passagen in eine Sackgasse lotsen. Grösstenteils bleiben sie allerdings trotzdem nachvollziehbar. Besonders bei den Refrains geht man kein Risiko ein, sondern versucht immer eingängig zu bleiben, was sogar erstaunlich gut funktioniert. Denn die Refrains stellen den unangefochtenen Höhepunkt eines jeden Songs dar, da sie sich festbeissen, verzaubern und Lust auf mehr machen. Besonders der Opener, "They" oder der Titelsong, beziehungsweise "Contemplate" haben ihre magischen Momente. "The Lesson Betrayed" wartet hierbei immer mit einem Sound auf, der sich gewaschen hat. Alles ist sauber abgegrenzt (lässt die Einheit dabei allerdings nicht missen), transparent und druckvoll.
Edenshade faszinieren auf ihre ganz eigene Weise und werden so manch festgefahrenem Hörer im Bezug auf die Erfüllung seiner musikalischen Vorlieben sicherlich mehr als nur einmal in die Weichteile treten. Ist man abgefahrenem Prog Death Metal jedoch zugetan, sollte man "The Lesson Betrayed" einfach einmal antesten.
[Quelle: Schwermetall.ch]